5. Digitale Transformation in Kunst und Kultur

Im Nachgang der ersten Konferenz vom 5. Mai 2021 bildete sich eine Arbeitsgruppe, die für das o.g. Thema Handlungsempfehlungen erarbeitete und formulierte. Diese können Sie unter folgendem Link lesen:

Handlungsempfehlung der Arbeitsgruppe “Digitale Transformation in Kunst und Kultur”

Alle Texte und Materialien zur Digitalkonferenz vom 5. Mai 2021 finden Sie ab hier:

Das Querschnittsthema Digitalität ist grundlegend für alle in der Konferenz vorgesehenen Themenfelder. So stellt sich die übergeordnete Frage: Was bedeutet Digitalität für die Kunst und Kultur? Welche Erlösmodelle kann es geben? Inwieweit kann es für Unternehmen weiterhin wirtschaftlich attraktiv sein, in Kunst und Künstler zu investieren, wenn künstlerische Arbeit gleichzeitig – zu großem Teil kostenfrei – digital angeboten wird? Wird die öffentliche Hand hier zu einem weiteren Kulturunternehmer?

Neben den kulturwirtschaftlichen Aspekten dürfen die Fragen der Ästhetik nicht vernachlässigt werden. Denn digitale Kunstformen entwickeln eine eigene Ästhetik, welche die Gesellschaft tief prägt. Auch muss die Dominanz der Technik in der künstlerischen Produktion reflektiert werden.

Die Omnipräsenz des Digitalen erfordert eine neue Bewegtbildkultur. Die medialen Künste und ihre Ausbreitung müssen bezogen auf ihre Nutzung und Auseinandersetzung in allen Sparten der Kunstproduktion beleuchtet werden. Dabei spielen auch Fragen der Präsentation und Distribution eine Rolle, ebenso wie neue Rezeptionsweisen durch das Publikum. Die Digitalisierung bedarf sowohl einer Analyse als auch einer kritischen Beobachtung. Vieles an Produktion, aber auch an Reflexion ist ohne eine enge Verbindung zu Hochschulen nicht möglich. Gerade die Digitalisierung erfordert einen engen Schulterschluss zwischen Kulturleben und Wissenschaft.

Leitfragen wäre zum Beispiel: Was brauchen Kunst und Kultur in der digitalen Transformation an integrierten Konzepten – was hat die Corona-Krise hier deutlich gemacht? Was wird auch nach Corona an digitalen Präsentations- und Vermittlungskonzepten bleiben? Was brauchen Künstler*innen dafür? Auch stellt sich die Frage nach dem Umgang mit der zunehmenden Zahl kostenfreier Kulturangebote im Netz. Der Kulturrat NRW hat der Landesregierung 2020 ein umfassendes Maßnahmenpaket vorgeschlagen, das umgesetzt werden könnte. Genügt es den Anforderungen einer langfristigen neuen kulturpolitischen Strategie?

Thesen

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Jasmin Vogel
Vorständin des Kulturforum Witten

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Welcome to the „new“ normal: Wie lernen wir die Zukunft zu denken?
Warum das System “Kultur” eine neue (digitale) Haltung braucht

Im letzten Jahr hat die Frage nach der Relevanz von Kultur den bundesdeutschen Diskurs bestimmt. Dazwischen sind immer wieder die Rufe nach einer Transformation unserer Strukturen laut geworden. Digitalität als transformative Kraft richtet sich dabei sowohl nach innen mit Blick auf Personal, Fachlichkeit, Prozesse und Produktionslogiken als auch nach “außen” an eine Nutzer:innenschaft/Stadtgesellschaft sowie den politischen Raum. Digitalität ist somit eine Gestaltungskomponente, die sich auf all diese Dimensionen und Beziehungen auswirkt und sie verändert.

Die nun stattfindenden Digitalisierungsschübe in den Kulturbetrieben können nicht darüber hinwegtäuschen, dass es an einem grundlegenden Verständnis und einer Haltung fehlt, die digital und analog nicht neben- oder gegeneinander stellt, sondern miteinander betrachtet. Eine Haltung, die Ideen der Solidarität, Gemeinschaftlichkeit und Bildung als Aufgabe der Kulturinstitution verknüpft. Statt Gegensätze wie analog-digital, Kultur-Kommerz, Individuum-Gesellschaft, Bildung-Unterhaltung weiter zu befestigen, benötigen wir konkrete Werkzeuge, um zwischen diesen Polen zu navigieren. Zur (digitalen) Reorganisation unserer kulturellen Infrastruktur ist daher das Erlernen von Innovation als Metakompetenz essentiell. Dies erfordert eine Veränderung der Arbeits- und Organisationskultur. Wie also lernen wir mit unseren bestehenden Systemen neu zu arbeiten und in unseren “alten” Strukturen Wandel? Wie können wir unsere Strukturen in eine auf soziale Wirksamkeit gerichtete Digitalität übersetzen?

Im Rahmen der Keynote werden am Beispiel des Kulturforums Wittens praxisorientierte Ansätze und Methoden für eine nachhaltige Veränderung des eigenen Selbstverständnisses sowie der Arbeits- und Organisationskultur in der kommunalen Kulturverwaltung vorgestellt. Die gewählten Ansätze greifen dabei Prinzipien digitaler Arbeits- und Entwicklungsweisen auf und wenden sie auf alltägliche Prozesse des Kultursektors an.

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Prof. Dr. Judith Ackermann
FH Potsdam

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Zwischen was ihr wollt und was es braucht: Digitale Transformation im Spannungsfeld von Konzepten, Strukturen und Ausstattung

Die Coronapandemie hat Kulturinstitutionen unvermittelt vor die Herausforderung gestellt, digitale Verbreitungs- und Produktionswege in ihre Aktivitäten integrieren zu müssen, um in Zeiten geschlossener Häuser weiter stattfinden zu können. Es verwundert daher kaum, dass zunächst an vielen Stellen scheinbar unkoordiniert parallele und teilweise nicht unähnliche Einzelaktivitäten gestartet wurden. Jedoch erzeugte das Jahr, seitdem uns die Pandemie und die einhergehenden Restriktionen in Bezug auf den physischen Besuch von Kulturinstitutionen begleiten, bei den einzelnen Akteur*innen auch eine (Zwangs-) Gelegenheit, mit verschiedenen digitalen Kanälen und Verfahren intensiver zu experimentieren, neue Konzepte zu entwickeln und diese nach und nach zu erproben. Die Institutionen befinden sich quasi gleichermaßen in einem Reallabor für die digitale Transformation des Kulturbereichs, das den nötigen Spielraum zulässt, innovative wie unkonventionelle Ideen zu testen und für die Integration in den Regelbetrieb zu prüfen. Durch die digitale Öffnung und Verbreitung der einzelnen Aktivitäten werden diese aufgrund der Konnektivität des Internets nicht nur dem Publikum vor Ort, welches nicht ins Haus kommen kann, zugänglich gemacht, sondern sind zugleich deutschlandweit bzw. international für alle Interessierten erfahr- und beobachtbar und damit eben auch für die Kulturszene selbst. Dies befördert gemeinschaftliche Lern- und Entwicklungsprozesse im Bereich digital-erweiterter Kunst- und Kulturangebote und gibt zugleich Hinweise auf konkrete Bedarfe, die durch gezielte Förder- und Vernetzungsaktivitäten gestärkt werden. Der Impuls reflektiert entsprechende Szenarien, die eine nachhaltige und überdauernde Stärkung der digitalen Transformation des Kultursektors ermöglichen.